Doppel-Filmkritik: Robocop & 300 – Rise of an Empire
Warum ich mir nicht für jeden Film einzeln Zeit nehme? Na, weil es manchmal im Leben eben knüppeldick kommt und ich mir die Filme gestern ja auch im Doppelpack angeschaut habe. „Verabreichen wir uns doch einfach mal die doppelte Action-Dosis, wo wir schon mal hier sind“, dachten wir uns und konnten so gleich 2 Filme abhaken, die auf Rotten Tomatoes beide um die 50% bekommen haben und damit scheinbar die Fangemeinde spalten. So war es auch bei uns, doch ich hätte das Ergebnis genau andersherum erwartet. Fangen wir mal mit dem besseren der Beiden an.
Robocop (2014)
7 von 10 Blech-Polizisten
Zuerst war ich von Joel Kinnaman als Alex Murphy/RoboCop unangenehm enttäuscht, da er mir vollkommen unscheinbar und Charisma-los erschien. Doch sobald die Handlung ihm außer seinem Gesicht fast alles weggesprengt hat, macht er sich äußerst gut als Robocop. Und genau an der Stelle hat mich der Film dann angenehm überrascht. Fragen wie „Wie viel muss von einer Person an organischem Material noch übrig sein, damit sie als Mensch mit Seele (und Rechten) bezeichnet werden darf?“ Oder „Wie unerträglich ist der Alptraum, wenn man nach einem Unfall aufwacht und sich mit dem Gedanken abfinden muss, nur noch ein Kopf ohne Körper zu sein?“ wurden uns gnadenlos vor den Latz geknallt und ich musste doch an einigen Stellen des Films schlucken und verstört auf meinem Sitz herum rutschen. Außerdem war der gesamte Film mit seinen fliegenden Dronen, robotischen Implantaten, Computer-gestützten Überwachung und anderen Hightech Gimmicks viel ergreifender und reeller als sein Vorgänger von 1987, weil wir heute, im Jahr 2014, nur noch einen Katzensprung vom dargestellten Technologie-Level entfernt sind.
Aber viel wichtiger in einem Robocop-Film sind natürlich Optik und Action. Und auch hier konnte das Remake für mich mehr als punkten. Der neue Robocop ist beweglicher, tödlicher und in seinem schwarzen Outfit auch ehrfurchtseinflößender. Deshalb ist es auch nur konsequent, dass er am Tatort nicht mehr steif aus einem Auto aussteigt, sondern auf einem passenden schwarzen Superbike auf Ganoven-Jagd geht. Leider hätten für mich die wirklich gelungenen Action-Sequenzen nur zahlreicher sein können. Denn teilweise war der Film durch seine vielen und für eine halbwegs glaubwürdige Handlung natürlich unerlässlichen emotionalen Momente mit verheulten Augen der Ehefrau oder den geldgierigen Blicken der Omni Corps-Repräsentanten (Jay Baruchel und Michael Keaton) etwas langatmig. Trotzdem darf man hier durchaus von einem zeitgemäßen und soliden Remake sprechen, welches weniger trashig wirkt und dafür lieber Amerika (mal wieder) als prüde (robophobe) Weltpolizei darstellt.
300 – Rise of an Empire
5 von 10 CGI-Blut-Fontänen
Vorsicht Spoiler …
Die Filmkritik zum Nachfolger von 300, der jedoch zeitlich vor bzw. während des ersten Teils spielt, ist schnell abgehandelt, denn leider gibt es hier nicht viel Berauschendes zu erzählen. Eva Green-Fans werden sich höchstens einmal an der rauen Sex-Szene zwischen ihr als verführerischer Truppen-Kommandantin Artemisia und dem Held der Griechen, Themistokles, berauschen können.
Aber ansonsten bietet der Film leider wenig Neues, dafür aber „Augenroll-Momente“ ohne Ende. Wie wäre es z.B. mit einem Themistokles, der in einer der vielen Seeschlachten sein Pferd auspackt (kein Witz), dieses dazu angespornt bekommt, auf ein anderes, BRENNENDES Schiff rüber zu springen, brennend weiter zu reiten, ins Meer zu springen und von da aus rüber auf ein weiteres Feindes-Schiff? Nein, ich habe so früh am Tag noch nichts getrunken. Und ja, ich weiß, dass auch der erste 300 keine realistische Darstellung einer altertümlichen Schlacht war. Aber da ging es ja gerade um die absurde, aber dafür Pathos-triefende Heldentat, sich mit nur 300 Mann einer Armee zu stellen. Da war das in Ordnung. Bei Rise of an Empire reihen sich unnötige Szenen aneinander, die irgendwann einfach zu albern werden. Gelacht haben wir dafür allerdings recht viel.
Natürlich hat der Film mehr Blut, mehr Brüste und auch sonst mehr Tod und Verderben parat, als sein Vorgänger, doch dank einer absurden Handlung und wenig begabten Schauspielern, kommt er leider über eine frappierende Mittelmäßigkeit nicht hinaus. Leider ist dafür auch Sullivan Stapleton als Themistokles verantwortlich, der einfach als Anführer überhaupt nicht an die Leinwand-Präsenz und die Führerqualitäten von Gerard Butler als König Leonidas heran reichen kann. Wenn er schreiend vor seinen Mannen steht, um sie für die Schlacht zu motivieren, möchte man einfach nur herzhaft gähnen. Wem die Optik des ersten 300, mit seinen CGI-Blut-Fontänen, Waschbrettbäuchen und (wenn überhaupt) leicht bekleideten Damen gut gefallen hat, kann sich den Film gerne anschauen und wird auch von der Optik nicht enttäuscht werden. Alles andere, was einen gelungenen Film ausmacht, fehlt jedoch und spricht eher für die Bluray an einem langweiligen Sonntag-Nachmittag.